Lyrik - Unsere Brücke
Wir Petersburger von Berlin
Im Laufe des Lebens trug es uns fort
von den Ufern der Newa stürmisch in die Ferne.
Es treffen sich Landsleute an der Spree, am fremden Ort,
wo diese Begegnung steht unter eine guten Stern.
Es mischen sich Dutzende von Sprachen hier,
in dieser großen europäischen Hauptstadt.
Aber unsere Landsleute erkennen wir,
da jeder ein typisches Petersburger Gesicht hat.
Es liegt auf ihm so eine besondere Traurigkeit -
Finsternis der Wintertage und Widerschein der Weißen Nächte,
und dieses Siegels Allgemeingültigkeit
wäscht die Zeit nicht ab, auch wenn sie es gern möchte.
"Das Fenster nach Europa" ist Peters eindrucksvolle Stadt,
und kein Feind besetzte sie jemals.
Dies keiner von uns je vergessen hat -
Wir - Europäer, geboren in Russland, ehemals.
Im Laufe des Lebens trug es uns fort
stürmisch von den Newa-Ufern in die Ferne...
Immer und überall begegnen sich Landsleute am neuen Ort,
und diese Begegnung steht unter einem guten Stern.
Ähnlichkeit
Inmitten Petersburger Silhouetten -
beim leichten Flockenwirbel,
bei den Entzückensrufen von Touristen und Poeten,
beim Rauschen des Windes und Rascheln der Schritte -
befinde ich mich plötzlich ... in Berlin.
Die "Schlossbrücke", der Dom, das Wasser.
Welche Ähnlichkeit! In diesem Sinn
werde ich mich hier immer zu Hause fühlen.
Wassiljewskij-Insel
Uralte Insel, geheimnisvoll,
wie ein scharfer Pfeil durchdringst du wohl
der Newa dunkle Tiefen.
Und in deren Bläue spärlichen Schein
weben sich wohlgeformte Säulen hinein.
Einem Schiffe gleich folgst du
unbeugsam und siegreich deinem Lauf,
und geht des Morgens die Sonne auf,
schmückst du mit farbigem Fächer
der Paläste vielfarbig geneigte Dächer.
Der Rossbändiger
Entblößt
steht er im Wind an der Brücke Saum.
Konzentriert
führt er das Ross am Zaum.
Gebeugt
lag er vor ihm mit den Knien auf der Erd'.
Begeistert
erhebt er sich und führt das gezähmte Pferd.
Uferstrassen der Newa
Zwischen Einsichten und Verwirrungen
fliegen göttliche Schatten
und es herrscht ein ewiger Genius
an der Grenze der Träume und des Daseins
in jener Stadt, wo du und ich...